Die Alliierten fühlten sich aber offensichtlich schon
sehr bald heimisch in der Wetzener Gesellschaft. Sie
beschlagnahmten kurzerhand das Klavier von Adolf
Wölper, brachten es in ihren Hauptstützpunkt nach
Drögenindorf und feierten die Feste, wie sie fielen.
Die Flüchtlinge feierten zwar nicht gerade Feste, aber
auch sie fühlten sich sehr bald gut aufgehoben in
Wetzen.
Ein weiteres, zeitlich schon früheres Ereignis bereitete
dem Bürgermeister große Sorgen. Plötzlich einsetzendes
Tauwetter mit starken Regen ließ die Luhe zum reißen-
den Fluß werden. Am 25. Februar 1940 (in der Nacht zum
Sonntag) trat die Luhe beiderseits der Brücke über die
Ufer und überschwemmte die Straße kniehoch. Tischler-
meister Hinrichs, der nachts von einer Hochzeit mit sei-
nem Auto kam, blieb auf der Brücke liegen und mußte
seinen Heimweg zu Fuß fortsetzen. Währenddessen ent-
rissen ihm die wilden Fluten einen Koffer, demn man erst
am nächsten Nachmittag aus einem Strauch in den Luhe-
wiesen bergen konnte. Die noch weiter steigenden
Wassermassen beschädigten die Luhebrücke so stark,
daß sie unpassierbar wurde. Auf großes Drängen von
Bürgermeister Kröger begab sich Zimmermeister Kröger
aus Putensen noch am Sonntagnachmittag an das Werk,
die Brücke mit Balken und Bohlen wieder mir der Straße
zu verbinden.
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Im Jahre 1942 wurde eine neue Holzbrücke von den
Harburger Pionieren (Offiziersanwärtern) erstellt, die,
wie auf dem Bild unten erkennbar, an den Bürgermei-
ser feierlich übergeben wird.
Im Sommer 1946 wurde der Gemeindefriedhof
in
Wetzen angelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden alle
verstorbenen mit Pferd und Wagen nach Raven über-
führt, um dort die letzte Ruhestätte zu finden. Die Trau-
ergemeinde folgte dann zu Fuß dem Sarg bis Raven
und gab so das letzte Geleit.
Das Ehrenmal auf dem Friedhof wurde 1952 erstellt
und eingeweiht. Zeitgleich wurde am alten Berg ein
neues Gemeindehaus für die Unterbringung der
Flüchtlinge gebaut. 1959 erhielt Wetzen die erste befe-
stigte Ortsdurchfahrt aus Beton. Die Straße beginnt an
der Abzweigung nach Marxen und endet an der
Verbindungsstraße nach Salzhausen. Viele Bürger
waren glücklich, daß man nun endlich die Ortsdurch-
fahrt bequemer passieren konnte, doch wie folgender
Dialog beweist, waren auch einige verängstigt.
Wilhelmine Cordes ermahnte ihren Vater (Georg
Lühmann):"Opa, gah ok ümmer vörsichtig öber de
Straat, dor föhrt nu veele Autos!"
"Wot geiht mi dat an", erwiderte Georg, "dat is min
Straat, dor kann ick gahn wo und wann ick will."
Doch der Fortschritt war nun auch in Wetzen nicht
mehr aufzuhalten. 1962/63 wurde die Panzerstraße
gebaut, die sich jeweils an der Ortsdurchfahrt anschloß
und Wetzen mit Raven und Oerzen verband. Im Zuge
dieser Baumaßnahmen wurde auch die erste massive
Luhebrücke erstellt.
1966 einigten sich Bürgermeister und Gemeinderat,
daß es weder zeitgemäß, noch zumutbar sei(räumlich
sehr beengte Verhältnisse in den Häusern durch den
rapiden Bevölkerungszuwachs in Wetzen)=, weiterhin
die Verstorbenen in den Wohnungen aufzubahren.
Eine Friedhofskapelle mußte her, doch die wollte auch
bezahlt sein. Durch große Spendenfreude und durch
den Einsatz von mühsam gesparten Gemeindegeldern
ließ sich auch dies Werk realisieren.
Die noch fehlende Glocke stiftete unbürokratisch und
bereitwillig der Landkreis Harburg.
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